Regionalmarketing-Akademie | Folge 5: Neue Wege der Nahversorgung
Zu unserer 5. Regionalmarketing-Akademie am 14. Dezember 2022 zum Thema „Neue Wege der Nahversorgung“ stellten wir zwei Konzepte zur Umsetzung regionaler Nahversorgung vor: die „Marktschwärmer“ und „KistenKrämer“.
Marktschwärmer und KistenKrämer sind beides Nahversorgungskonzepte, die in einer Art Franchising-System von Einzelpersonen, Initiativen oder Kommunen getragen werden können und sich bereits bundesweit etabliert haben.
Im Rahmen unserer Regionalmarketing Akademie vom 14. Dezember 2022 stellte Fanny Schiel, „Botschafterin Ost“ für Marktschwärmer und selbst Gastgeberin mehrerer Marktschwärmereien in Dresden, das Konzept der Marktschwärmereien vor. Das Nahversorgungskonzept Kistenkrämer wurde vom Geschäftsführer Christoph Mayer vorgestellt.
Der planbare Wochenmarkt mit Gesicht
Marktschwärmereien gibt es mittlerweile an zahlreichen Orten bundesweit und auch in Sachsen. „Wir kombinieren den Bauernmarkt mit einem Online-Shop. Dadurch geben wir unseren 2.800 Erzeuger:innen wieder ein Gesicht und bieten den Konsument:innen einmal in der Woche einen Ort zum Austausch“, erklärt Fanny Schiel. Das Prinzip klingt vertraut. Doch der Vorteil liegt vor allem darin, dass durch die vorherige Online-Bestellung der Kundschaft eine bessere Planbarkeit für Produzent:innen besteht.
„Wir wollen regionale, saisonale Waren, meistens von Kleinbetrieben, mit möglichst wenig Verpackung anbieten. Außerdem wollen wir Lebensmittelverschwendung vermeiden“, ergänzt Fanny Schiel. Die Marktschwärmereien werden von Gastgeber:innen geführt, die entweder Einzelpersonen oder auch Vereine sind. An die Orte gibt es dabei nicht viele Anforderungen: ebenerdig, überdacht, Platz für die Marktstände und eine kleine Lagermöglichkeit.
Marktschwärmereien sind nicht einfach nur Orte der Ausgabe von vorab bezahlten Lebensmitteln. Sie haben auch einen Eventcharakter zur Vernetzung der städtischen und ländlichen Räume. So finden beispielsweise regelmäßig Verkostungen der angebotenen Produkte statt.
Dezentrale Nahversorgung aus einem Container
Bei KistenKrämer handelt es sich um einen Container – in Weiß oder aus Vollholz – als Verkaufsladen. Dieser ist umfasst ein Vollsortiment aus Nahrungsmitteln und Non-Food-Artikeln des täglichen Bedarfs. Nach dem Motto „Gutes aus deiner Umgebung IST alles, was du täglich brauchst“ ergänzt ein großes regionales Sortiment mit Waren aus einem Umkreis von etwa 40 km das Sortiment. Das Prinzip des KistenKrämers basiert auf Selbstbedienung der Kundschaft, digitalen Kassiersystemen und somit auf einem Einkauf ohne anwesendes Personal.
Christoph Mayer stammt aus Österreich. Dort hat er mit dem gleichen Konzept unter dem Namen „KastlGreissler“ schon gute Erfahrungen zur Realisierung einer dezentralen Nahversorgung gemacht. „Wir wollen leckere, regionale Lebensmittel in unserem Sortiment. Damit erhöhen wir die regionale Wertschöpfung am Hof und wirken der Anonymisierung von Lebensmitteln entgegen“, führt Christoph Mayer aus. In Deutschland hat sich das Konzept bisher insbesondere in Bayern etabliert.
Mit dem KistenKrämer als Franchise-System können Ladner:innen, Gastwirt:innen oder Quereinsteiger:innen mit geringen Investitions- und Operationskosten in die Selbstständigkeit starten. „Die Franchisenehmer haben sich vernetzt und tauschen regelmäßig ihre Erfahrungen aus. Dabei stehen sie den anderen helfend zur Seite“, berichtet Christoph Mayer begeistert. Wer übernimmt die Pionierarbeit in Sachsen?