Die AgiL stellt sich vor | Dr. Wolfram Dienel – externes Kompetenzteam der AgiL

Monatlich stellen wir im Interview eine Persönlichkeit vor, die wichtig für die AgiL ist. Im März hat sich Dr. Wolfram Dienel, Vertreter des externen Kompetenzteams der AgiL, unseren Fragen gestellt.  

Dr. Wolfram Dienel (Foto: Dr. Wolfram Dienel)
Welche Aufgabenschwerpunkte hast Du bei der AgiL?

Als externer Experte unterstütze ich das Kernteam der AgiL insbesondere bei Fragen des Ausbaus der Wertschöpfungsketten und der Kooperation im Ökolandbau. Die Schwerpunkte liegen bislang im Bio-Feldgemüse und im Fleischbereich. Beim Fleisch läuft das auch übergreifend in den konventionellen Bereich rein. Im Rahmen Arbeit für AgiL konnte ich im Jahr 2022 eine bundesweite Vernetzung der bäuerlichen Erzeugergemeinschaften und Packbetriebe für Bio-Feldgemüse anschieben. Den Austausch brauchen alle auch für ihre regionalen Ziele, da der Großteil des Handels zentral, meist sogar deutschlandweit läuft und sich das auch auf die regionalen Absatzmöglichkeiten auswirkt. Jetzt gilt es gemeinsam mit den AgiL-Kolleg:innen die Marktakteure vor Ort für gemeinsame Investitionen in Lagerung, für den Lebensmitteleinzelhandel taugliche Abpackungen und Distributionskanäle zusammen zu bringen, damit Sachsen strukturell lieferfähig wird für den Einzelhandel. Bei den meisten Kaufleuten können wir ja nicht Schüttware vom Hänger abladen und oder als zigter Lieferant mit Kleinstmengen die Laderampe verstopfen.

Was für einen Ausbildungshintergrund hast Du und was waren Deine beruflichen Stationen, bevor es Dich zur AgiL verschlagen hat?

Seit 30 Jahren befasse ich mit Vermarktungsfragen in der Ökoerzeugung. Es begann am Ende meines Agrarstudiums in Berlin mit dem Aufbau eines Absatzfördervereins für Bio-Produkte aus dem Land Brandenburg in Berlin. Das weckte Fragen, warum es häufig so schwierig ist die Markteintritts- und Investitionshürden zu überwinden, obwohl die Nachfrage vorhanden ist. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Agrarmarketing der Humboldt-Universität Berlin konnte ich dazu und d.h. zur verlässlichen Organisation von Wertschöpfungsketten in der zweiten Hälfte der 90er Jahre forschen. Nach der Promotion im Jahr 2000 machte ich mich in der Öko-Strategieberatung selbständig. Die Anliegen der Kundschaft waren nun überregional ausgerichtet und führten mich zu namhaften konventionellen Markenartiklern, die sich mit Bio-Markt befassten und zu den meisten großen deutschen Lebensmitteleinzelhandelsketten. Positionierungsfragen der Marken spielten dabei eine große Rolle, also wie Premium und Bio zusammenpassen und sich verstärken können. Ob die Öko-Rohstoffe für Umstellung der Sortimente reichen und wie sie sich vorausschauend beschaffen lassen, war und ist ein anderer Schwerpunkt meiner Beratungsarbeit.

Womit beschäftigst du dich aktuell neben deiner Tätigkeit für AgiL?

Nach zehn Jahren in der Hersteller- und Handelswelt bin ich vor zwölf Jahren wieder nah an die Landwirtschaft herangerückt. Ich verantworte seit 2011 beim Deutschen Bauernverband (DBV) das Referat Ökolandbau in Berlin, also auf Bundesebene. Die meisten Landwirte bleiben ja dem Berufsstand auch nach der Öko-Umstellung verbunden und wollen nicht den Austausch mit ihren konventionellen Kolleg:innen nicht abbrechen. In der Verbandsarbeit organisiere ich die Interessensvertretung für die vielen Öko-Mitglieder im Bauernverband auf nationaler und auf EU-Ebene. Die Arbeit für den DBV mache ich von Markkleeberg aus. Als eingeheirateter Berliner Sachse freue ich mich über das Regionalengagement im Rahmen der AgiL.

Für welche Themen brennst Du ganz besonders?

Die Vernetzung von Landwirten und ihren Unternehmen als strategisches Gegenüber zu den sehr großen Strukturen in der Lebensmittelwirtschaft und dem Lebensmittelhandel ist mir besonders wichtig. Das ist weniger eine Machtfrage als vielmehr die Voraussetzung für eine abgestimmte Entwicklung von Erzeugung und Absatz. Sehr viel mehr Landwirte würden auf Ökolandbau umstellen, wenn die Absatzsicherheit und damit das Öko-Preisniveau auf Erzeugerebene stimmen. An den Voraussetzungen dafür müssen die Stufen der Wertschöpfungskette gemeinsam arbeiten. Und auch daran, dass ein größerer Anteil der Öko-Lebensmittelausgaben der Verbraucher:innen bei der Landwirtschaft ankommt.


Sie wollen noch weitere Teammitglieder der AgiL und wichtige Partner:innen kennenlernen? Dann lesen Sie unsere Interviews mit Heike Delling, Ludwig Stephan, Lena Raude, Lotta De Carlo, Dr. Ina Volkhardt, Dr. Madlen Stimming und Konstantin Klein aus dem Team von AgiL.