AgiL stellt vor | Thüringer Wald Shop

In unserer Rubrik „AgiL stellt vor“ präsentieren wir regelmäßig Beispiele guter Praxis („Best Practice“) entlang regionaler Lebensmittel-Wertschöpfungsketten. Dabei werfen wir unseren Blick bewusst über den sächsischen Tellerrand und lassen uns von überregionalen Kooperationsprojekten und Regionalvermarktungsinitiativen inspirieren.

Diesen Monat stellen wir den „Thüringer Wald Shop“ vor. Wir sprachen mit Jörg Seifert, Geschäftsführer der Thüringer Wald Service GmbH, der das Projekt initiiert hat und Projektleiter der Kooperation Agentur für Thüringer Produkte im Landschaftspflegeverband Thüringer Wald e.V.

Den Thüringer Wald Shop gibt es nicht nur online, sondern auch stationär entlang des Thüringer Waldes (Bild: Thüringer Wald Shop)

Der Thüringer Waldshop bietet seit 2019 Lebensmittel von Hersteller:innen aus Thüringen im Online-Shop an, die zentral mit eigener Logistik versandt werden. Über 300 Bestellungen monatlich gehen ein bei etwa 15.000 bis 20.000 Seitenbesucher:innen. Zusätzlich zum Online-Angebot gibt es zehn stationäre Läden, die sich bei den Menschen vor Ort sowie bei Tourist:innen großer Beliebtheit erfreuen. Von anfangs 100 Produkten von 13 Unternehmen ist das Sortiment auf bisher 1.300 Artikel von über 200 Partner:innen angewachsen.

Was gab den Impuls zur Gründung der Initiative?

Der Impuls hat sich auf der Grünen Woche in Berlin gefestigt. Dort wurde die Idee einer Online-Plattform für mehrere Unternehmen mit verschiedenen Geschäftsführern besprochen. Im Anschluss an die offenen Gespräche im Rahmen der Messe-Veranstaltungen habe ich 2018 die konkreten Vorstellungen gefestigt, die nötigen Förderanträge geschrieben und Vorgespräche mit Fördermittelgebern, wie beispielsweise der Thüringer Aufbaubank, geführt. Gestartet sind wir damals mit 13 Unternehmen aus verschiedenen Branchen, wie beispielsweise Brauerei, Molkerei, Fischerei, Imkerei und Fleischerei.

Welchen Stellenwert hat Regionalität für den Thüringer Wald Shop?

Regionalität bedeutet für uns der direkte Bezug zu Produkten aus Thüringen. Dabei steht die Verwendung regionaler Rohstoffe zur Herstellung der Produkte nicht zwingend im Fokus. Vielmehr legen wir Wert darauf, dass die Hersteller aus Thüringen kommen und die Kommunikation untereinander auf Augenhöhe erfolgt. Darüber hinaus streben wir die Sensibilisierung für traditionsreiche Rezepte aus den verschiedenen Thüringer Regionen an.

Unsere typischen Käufer, wenn man diese überhaupt so bezeichnen kann, sind Menschen mit einem Bezug zu Thüringen, ihrer Heimat, den Erinnerungen und auch Erwartungen an unser Bundesland. Dabei ist es nicht relevant, ob sie in Thüringen leben oder agieren oder beispielsweise der Verwandtschaft nur einen kulinarischen Thüringer Gruß senden möchten.

Selbstverständlich spielt für uns auch der Tourismus und die Zusammenarbeit mit den touristischen Leistungsträgern in Thüringen eine große Rolle. Auch hier kann man den Gästen unserer Regionen durch regionale Thüringer Produkte den Aufenthalt im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft machen und das ein oder andere kulinarische Mitbringsel anbieten.

Wo sehen Sie das Projekt in den nächsten Jahren?

Das Projekt endete am 31. Dezember 2023, wird aber noch bis März 2024 fortgeführt. Mit dem Shop wurde ein wesentlicher Grundstein gelegt, um weitere Marketingoptionen für Thüringer Unternehmen und den Absatz Thüringer Produkte auch weiterhin zu fördern. Die Kopplung mit kommunalen Partnerschaften, die Kooperation mit Touristeninformationen und die Zusammenarbeit mit externen Partnern, führt die zugrundeliegende Idee unseres Konzeptes in Verbindung mit betriebswirtschaftlichen Grundlagen auch in Zukunft erfolgreich weiter.

Auch wir möchten uns weiterentwickeln und haben beispielsweise eine Automateninsel „Die Kiste“ an einer viel befahrenen Tangente mit einem Bäckereibetrieb und einem Fleischer vorgedacht und werden das Angebot mit weiteren Thüringer Produkten ergänzen. So erhalten Pendler:innen als auch potenzielle Konsument:innen im ländlichen Raum die Möglichkeit, regionale Produkte barrierefrei und rund um die Uhr zu beziehen.

Über das Projekt „Agentur für Thüringer Produkte“ konnten wir zudem in den vergangenen Monaten die Vernetzungs- und Vermarktungsplattform „Mein Thüringen“ entwickeln und befinden uns derzeit im Aufbau des Angebotssortiments und in der Implementierung verschiedener Unternehmensnetzwerke. Diese Plattform hat das Ziel Endverbraucher:innen über regionale Produkte aus Thüringen zu informieren, Unternehmen und Netzwerke abzubilden und parallel eine Bezugsmöglichkeit für die Produkte zu schaffen. Der Thüringer Wald Shop wird auch weiterhin Produkte aus Thüringen online und stationär vermarkten.

Welche Tipps geben Sie anderen Akteur:innen mit?

Von der Idee bis zur Umsetzung sind oft Hürden gesetzt. Ohne Herzblut und der Inkaufnahme gewisser Risiken können derartige Projekte nicht in die Realität umgesetzt werden. Neben ebenso überzeugten und zuverlässigen Projektpartner:innen und Mitarbeiter:innen benötigt man ein gewisses Durchhaltevermögen und den Willen auch Krisen zu überstehen. Wir sind überwiegend in der Covid-19 Pandemie gestartet, haben die Energiekrise zu meistern, beobachten und fühlen die Situation der Landwirt:innen und haben auch mit den Auswirkungen nationaler und geopolitischer Rahmenbedingungen zu arbeiten. All dies gelingt uns durch Teamgeist, der Freude für Thüringer Produkte und einem bewussten Umgang mit den regionalen Schätzen unseres Landes.

Ohne kooperatives Denken und Handeln sowie einer gewissen Überzeugungskraft, um das Konkurrenzdenken Anderer abzumildern, wären wir heute nicht da, wo wir stehen. Miteinander ins Gespräch zu kommen, Menschen zusammenzubringen, nötige Prozesse einzuplanen und auch bis zum Ende zu begleiten, das ist die Basis für eine erfolgreiche Projektarbeit.

Imagevideo des Thüringer Wald Shops

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