Die AgiL stellt sich vor | Lena Raude ­– Beraterin für regionale Wertschöpfungsketten

Jeden Monat stellen wir ein Teammitglied der AgiL vor. Im Juni haben wir ein Interview mit Lena Raude geführt, einer unserer Beraterinnen für regionale Wertschöpfungsketten.

Lena Raude (Foto: Matthias Werner)
Welche Aufgabenschwerpunkte hast Du bei der AgiL?

Der Schwerpunkt meiner Arbeit bei AgiL liegt im Themenbereich Handel und Verarbeitung. Dies umfasst alle Betriebe auf Landwirtschafts- und Verarbeitungsebene, die Lebensmittel produzieren und diese zum Beispiel über den Lebensmitteleinzelhandel, die Direktvermarktung oder auch den Biofachhandel in den Verkehr bringen wollen.
Zum einen bin ich in Gesprächen mit den Ansprechpersonen der jeweiligen Handelshäuser, um die Bedarfe und Anforderungen für regionale Lieferantinnen und Lieferanten herauszuarbeiten. Und zum anderen bin ich in Kontakt zu verschiedenen Akteurinnen und Akteuren, um zum Beispiel die Themen Produktentwicklung und Qualität mit lebendigem Inhalt zu füllen.

Aus diesen Recherchen und Gesprächen entstehen Veranstaltungen, die auf die jeweilige Zielgruppe angepasst werden, um den unterschiedlichen Wertschöpfungsebenen mit unserer Arbeit einen Mehrwert zu bieten. Zudem stellen die Recherchen die Grundlage dar, um Beratungen der Betriebe auf Landwirtschafts- und Verarbeitungsebene durchzuführen zu können.

Was für einen Ausbildungshintergrund hast Du und was waren Deine beruflichen Stationen, bevor es Dich zur AgiL verschlagen hat?

Ich bin Lebensmitteltechnologin. Mein Studium war auf die industrielle Verarbeitung ausgelegt und thematisch sehr breit gefächert. Ich habe mich während des Studiums auf die Themen Qualitätsmanagement, Produktentwicklung und Lebensmittelrecht fokussiert. Mir war es immer wichtig, die Themen auch in der Praxis kennenzulernen, weswegen ich viele Praktika gemacht habe.

Mit dem Bereich Lebensmittelrecht und Kennzeichnung bin ich ins Berufsleben gestartet und habe dort in der konventionellen Großindustrie gearbeitet und in Zusammenarbeit mit der Produktentwicklung und dem Marketing einige Produkte auf ihrem Weg in den Markt begleitet. Das Ziel der Produkte war immer das Regal im Lebensmitteleinzelhandel oder auch im Lebensmitteldiscount. Meine Aufgabe war dabei die Produktidee des Marketings anhand der rechtlichen Vorgaben so einzugrenzen, dass die Produktentwicklung ein verkehrsfähiges Produkt erarbeiten kann. Nach erfolgreicher Entwicklung des Produktes musste ich noch Input zur Kennzeichnung und zu möglichen Marketingaussagen geben.

Anschließend war ich Betriebsleiterin eines kleinen bio-regionalen Lebensmittelproduzenten in Leipzig und konnte mich dort thematisch breiter, aber vor allem mit einem Fokus auf regionale Wertschöpfung aufstellen.

Nun kann ich mein Wissen und meine Erfahrung aus acht lebensmittelproduzierenden Betrieben unterschiedlicher Größe und Unternehmensstruktur aus fünf Bundesländern nutzen, um die regionale Wertschöpfung in Sachsen zu stärken.

Womit beschäftigst Du Dich aktuell neben Deiner Tätigkeit bei der AgiL?

Ehrenamtlich engagiere ich mich im Ernährungsrat Leipzig e. V.. Der gemeinnützige Verein arbeitet an der Schaffung eines Bewusstseins und der Vernetzung der Wertschöpfungsketten für regionale, saisonale und gesunde Lebensmittel, die in echter nachhaltiger Landwirtschaft in und um Leipzig produziert werden. Dort bin ich als Vorständin tätig.

Ende Mai war ich außerdem zum ersten Mal Teil der Jury der Gründungsförderung InnoStartBonus des Freistaats Sachsen. In der ersten Wertungsrunde in der Region Leipzig konnte ich mitentscheiden, welche Start-Ups aus lebensmittelnahen Bereichen in die engere Auswahl für eine Förderung ihrer innovativen Geschäftsidee gelangen.

Für welche Themen brennst Du ganz besonders?

Mir ist wichtig, dass ein Bewusstseinswandel der Gesellschaft stattfindet, um die Erde als lebenswerten Ort für kommende Generationen zu erhalten. Dafür braucht es noch viel Aufklärung und Wissensvermittlung insbesondere über die Bedingungen hinter den Konsumwaren.

Unsere Lebensmittel kommen oftmals von weit her und sind somit anonymisiert. Dadurch ist vielen Menschen nicht bewusst, wie viel Wasser zum Anbau der hippen Avocado benötigt wird. Oder auch dass unser Fleischkonsum direkten Einfluss auf die meist illegale Rodung des Regenwaldes im Amazonas hat. Denn ein Großteil des Tierfutters ist die auf ehemaligen Regenwaldflächen angebaute Sojabohne.

Regionale Lebensmittel, bei denen die Menschen wissen, wer sie angebaut oder verarbeitet hat, schaffen wieder eine Personalisierung und Nähe. Damit wird bei den Konsument:innen hoffentlich auch das Bewusstsein für die Anbau- und der Arbeitsbedingungen geschärft.


Sie wollen noch weitere Teammitglieder der AgiL kennenlernen? Dann lesen Sie unsere Interviews mit Heike Delling, Ludwig Stephan, Konstantin Klein, Lotta De Carlo, Dr. Ina Volkhardt und Dr. Madlen Stimming.